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Hörbeispiele Seven Things


For Peter
Three Four For Five
Rhoades
Chaconne
Quintology

Hörbeispiele Jazz Live Trio


Galatea
Some Things
Gog's Dreams

Livemitschnitt Jazz Live Trio und Seven Things (Stream):

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RTS-Espace2-Aufnahme des Konzertes im Radiostudio am 22. Oktober 2014

Jazz Live Trio


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Das Jazz Live Trio verdankt seine Entstehung einem Auftrag des Schweizer Radios SRF, für eine Jazzkonzert-Reihe ein Haustrio zu stellen, um die einzuladenden Solisten zu begleiten. Von 1964 - 82 haben wir 111 Mal diese anspruchsvolle Aufgabe übernehmen dürfen. Mit mehrfach wechselnder Besetzung des Trios. Meine wichtigsten Mitspieler waren die Bassisten Isla Eckinger, dann für sehr lange Zeit Peter Frei, und die Schlagzeuger Pierre Favre und Peter Schmidlin, der spätere Gründer des Jazzlabels TCB.

Ein enormer Glücksfall war für uns der damalige Aufenthalt einer grösseren Anzahl von US- amerikanischen Weltklassemusikern in Europa, die für einen Rundfunk-Gig immer zu haben waren. Bei TCB sind 13 CDs greifbar, die diese Radio-Konzertreihe im Querschnitt wieder erlebbar macht. Mit manchen unserer Solisten haben wir auch ausserhalb des Radios arbeiten können. Mit Slide Hampton oder Dexter Gordon etwa. Häufiger noch mit Lee Konitz und - für einige Zeit als reguläres festes Quartett - mit Johnny Griffin..

Doch unvergessen bleibt auch unsere mehrere Jahre währende Arbeit mit Franco Ambrosetti, die vor allem in Italien stattfand, und mit dem jungen Roman Schwaller.

Der Wunsch, mit einigen Gleichgesinnten das Wagnis einzugehen, in langer Probenarbeit eine eigene Gruppenmusik zu entwickeln, die keinen eingefahrenen Gleisen folgt, führte zu unserem Sextett "Magog", dessen erster Auftritt am Montreux Jazzfestival 1973 gleich zu einem unerwartet grossen Erfolg beim Publikum und der internationalen Presse führte. Der Konzertmitschnitt erschien wenig später bei Evasion als LP. Eine Studio-Produktion bei Japo/ECM folgte wenig später. Beide Aufnahmen sind als CD heute wieder auf dem Markt (TCB 01 232 und TCB 02 302). Magog, mit Hans Kennel, Andy Scherrer, Paul Haag und meinem Trio mit Peter Frei und Peter Schmidlin, steht für mich als ein Höhepunkt in meinem langen Musikerleben, wie man ihn vielleicht nur einmal erreichen kann. Wir waren wohl zur richtigen Zeit am richtigen Ort, wie es mein Freund Peter Schmidlin einmal ausgedrückt hat.

Die reine Trio-Arbeit kam vor allem in Italien zum Zug, wo wir nicht so sehr als Begleittrio gestempelt waren. Ich habe eine starke Beziehung zu diesem Land. Vielleicht war das der Grunde, warum wir dort solch offene Ohren fanden.

1997/8 machte eine "fokale Dystonie" meiner Arbeit als Musiker ein vorläufiges Ende. Die Verfolgung verschiedenster Therapien brachte kaum Besserung. 2012/13 habe ich meine musikalische Tätigkeit trotzdem wieder aufgenommen. Mit eingeschränkten Mitteln, denn eine Dystonie ist nicht heilbar. Mit der aufregenden Herausforderung, die Beschränkung zu einer eigenständigen Aussage, zur Ausbildung eines ausgeprägten Personalstils zu nutzen, habe ich mit den beiden jungen Hochbegabungen Patrick Sommer, b, und Andi Wettstein, dr, das Trio zu neuem Leben erweckt. Wenig später erarbeiteten wir mit Dani Schenker und Christoph Merki, mit denen ich vor meiner Erkrankung als "Magog 2" zusammengearbeitet hatte, das Quintett "Seven Things". Unsere erste CD "Piazza Rotonda" (TCB 33 102) wurde im "Jazz'N'More" mit der Höchstzahl von fünf Sternen ausgezeichnet.

Inzwischen liegen drei Quintett- und vier Trioalben vor. Die Quintett-Produktion „Kings And Illusions“ (TCB 36 702) erhielt 2021 in der „NZZ am Sonntag“ ebenso alle fünf Sterne wie wenig später unsere vierte Trio-Scheibe „It’s a Foreign Language“ (TCB 36 602) in der gleichen Zeitung. Eine vierte Quintett-CD als auch eine fünfte Trio-Einspielung werden 2023 auf den Markt kommen. Für beide Gruppen gilt, dass im Sinne stilistischer Einheitlichkeit alle Stücke von mir geliefert werden.

Anstatt weiterer Worte hier einige kurze Einblicke in meine verständlicherweise inzwischen recht dickbäuchige Pressemappe:

Kenny Wheeler/Alan Skidmore + Jazz Live Trio (TCB 02 282): "...The Swiss players are excellent. Koenig and Frei benefit from the fine recording quality. Koenig is a fine pianist who was also a recording engineer at Swiss Radio". (Jazz Journal, London, 9/2012). Die CD bekam die Höchstzahl von fünf Sternen.

Dexter Gordon / Magog (TCB 02 382): "...Zu hören ist die damals in Europa lebende Jazzlegende Dexter Gordon und das sagenhaft groovende Sextett Magog, bei dem Koenig das Jazz Live Trio mit Topbläsern ergänzte und beweist, wie hochklassig (und gleichzeitig unterschätzt) der Schweizer Jazz schon in den Siebzigern war. Ein Muss für jede Schweizer Jazzsammlung". (Jazz'N'More 4/2014). Die CD bekam ebenfalls fünf Sterne.

"Magog live at the Montreux Jazz Festival 1973" (jetzt: TCB 10 232): "...It's all high octane, energetic youthful stuff, and is enthusiastically received by the cheering Montreux crowd...All six members are world class musicians..." (Melody Maker, London, 13. 4. 1976). Auch diese Aufnahme bekam mit fünf Sternen die höchste Auszeichnung.

Zum Auftritt des Jazz Live Trios am Jazzfestival Bergamo 1976: "....Una sorte migliore, per mera questione di qualità dei suoni, è toccato al Jazz Live Trio di Zurigo. Affiatati da anni di lavoro in comune, il pianista Klaus Koenig - oggi pervenuto a un livello artistico di valore mondiale - il contrabassista Peter Frei e il batterista Peter Schmidlin hanno offerto le sequenze più convincenti di tutto il concerto...." (Il Giornale Milano, 13. 3. 1976).

"...Il Jazz Live Trio è di altra estrazione. Si sente la "cultura" dei suoi componenti e principalmente del pianista Koenig che non disdegna i riferimenti alla musica contemporanea, nei suoi passaggi al pianoforte con una punta di fredezza "nordica".... (L'Eco di Bergamo, 13. 3. 1976).

« Koenig è oggi considerato tra i più forti pianisti d’Europa e la sua venuta a Roma è da considerarsi un avvenimento importante perchè da occasione al jazzfan di approfondire la sua conoscenza del jazz europeo »...(l Tempo, Roma).

«Die Musik des Jazz Live Trios wirkt vielleicht deshalb so stark und in sich konsequent, weil Jazz hier aus dem vollen Bewusstsein europäischer Musikkultur heraus konzipiert und gespielt wird und so auch dem klassisch orientierten Ohr manche Einstiegshilfe geboten wird». (Tagesanzeiger, Zürich).

«Koenig ist nicht nur ein blendender Techniker und ein hervorragender Begleiter, sondern auch ein exzellenter Komponist und Solist. Seine Improvisationen gehen von relativ einfachen Strukturen aus, führen aber in sehr freie Gefilde und imponieren durch raumfüllende Klangintensität. Immer wieder berührt Koenig in seinen Klangstrukturen die Grauzone zwischen Jazz und E-Musik.» (Neue Zürcher Zeitung).

«Gleichzeitig hat sich Klaus Koenig zu einer musikalischen Reife entwickelt, die zu dem ihm eigenen Charakterstil geführt hat...Koenig spielt seinen eigenen, äusserst virtuosen Stil hervorragend; am ehesten vergleichbar mit dem feingliedrigen, überlegten Spiel von Bill Evans.» (Anzeiger, Uster).

«Das Zürcher Jazz Live Trio des Pianisten und Komponisten Klaus Koenig zählt sicher zu den am längsten existierenden Piano-Trios des europäischen und des New Jazz. Dass es nach all den langen Jahren nie in leere Routine erstarrte, nie langweilig oder klischeehaft klang, sondern immer neu überraschen kann, mit anspruchsvoll und intelligent konzipierter Thematik, Melodik, Harmonik und Rhythmik wie auch mit swingendem Drive Kopf und Bauch gleichermassen anzusprechen weiss, ist das Phänomenale dieses Trios». (Tages-Anzeiger, Zürich).

«Wie Klaus Koenig am Flügel, Peter Frei am Bass und Nick Liebmann am Schlagzeug zum musikalischen Gespräch fanden, war ein Erlebnis. Koenigs Interpretationen, die Innigkeit und Dichte an die Stelle von Prachtentfaltung setzen, sind etwas Eigenes». (Neue Zürcher Zeitung).

«Ein ganzes Album mit hervorragenden Pianosolo-Aufnahmen bringt Vol. 4: Klaus Koenig nicht nur wohlstrukturiert, sondern auch expressiv und emotional». (Basler Zeitung).

«Gert Westphal liest Gedichte von Heinrich Heine und Gottfried Benn. Live im Studio eingespielt in Begleitung von Klaus Koenig, Peter Frei und Peter Schmidlin. Ein geniales Tondokument von unschätzbarem Wert». (buch.de internetstores AG).

“Per concludere diremo che il concerto del Jazz Live Trio a Melide è stato stupendo”. (Quelle unbekannt).

Klaus Koenig.


KLAUS KOENIG, p, composition, studierte am Akustischen Institut der Musikhochschule Detmold, das er 1962 mit einem Tonmeister-Diplom (mit Auszeichnung) verliess. Bis 1997 wirkte er als Aufnahmeleiter beim Schweizer Radio SRF in Zürich. Daneben erarbeitete er für die Jazz-Abteilung mehrere hundert Sendungen. 1964 übertrug ihm das Radio die Verantwortung für die Begleitung von Gastsolisten in der Radio-Konzertreihe "Jazz Live". Sein "Jazz Live Trio" - wichtigste Mitarbeiter: Isla Eckinger, Peter Frei als Bassisten, Peter Schmidlin und Pierre Favre als Schlagzeuger - war bis 1982 in mehr als 100 Direktsendungen mit Solisten aus aller Welt zu hören, darunter vielen amerikanischen und europäischen Spitzenmusikern wie Art Farmer, Dexter Gordon, Slide Hampton, Lee Konitz, Johnny Griffin, Clark Terry, Benny Bailey, Phil Woods, Cliff Jordan, Booker Ervin, Lucky Thompson, Kai Winding, Kenny Wheeler, Albert Mangelsdorff, Enrico Rava, Eje Thelin, Klaus Doldinger, Dusko Goykovich, Volker Kriegel. Eine 13-CD-Serie bei TCB dokumentiert diese Konzertreihe. Längere Zusammenarbeit mit Lee Konitz, Sal Nistico, Benny Bailey, Franco Ambrosetti, Gianni Basso, Roman Schwaller. Mehrere Tourneen mit Johnny Griffin. 1973 entstand auf seine Initiative hin die international sehr erfolgreiche Gruppe "Magog" mit Hans Kennel, Andy Scherrer, Paul Haag und dem Jazz Live Trio. Über mehrere Jahrzehnte erstreckte sich die Zusammenarbeit mit dem Schauspieler und Rezitator Gert Westphal in einem "Jazz&Lyrik"-Programm. Ein "Klassik&Jazz"-Programm ergab sich über Jahre hinweg mit der klassischen Pianistin Annette Weisbrod. Teilnahme an etwa 30 Schallplatteneinspielungen. Musiktheoretische (Zum Temperieren von Tasteninstrumenten in der Alten Musik) und musikpädagogische Arbeiten (Piano Voicings). 1998 musste er wegen Erkrankung beider Hände seine musikalische Tätigkeit einstellen. Nach langjährigen Therapien bedeutete die Saison 2012/13 mit dem alt-neuen "Jazz Live Trio" und 2013/14 mit dem Quintett "Seven Things" mit Daniel Schenker, Christoph Merki und dem Trio einen Wiedereinstieg in die Musikszene. Je zwei neue CDs mit beiden Gruppen liegen inzwischen vor.

PATRICK SOMMER, b, composition, geboren 1976. Patrick studierte Kontrabass und E-Bass an der Swiss Jazz School in Bern und in Los Angeles. Er lebt in Zürich und arbeitet als freischaffender Musiker. Solides Time-Feel, ein breites stilistisches und instrumentales Spektrum sowie unbeirrbarer Geschmack und seine Anpassungsfähigkeit machen ihn zu einem der gefragtesten Bassisten der Schweizer Musikszene. Er betreibt eine rege Konzerttätigkeit im In-und Ausland und wirkt als Musiker und Komponist bei Theater- und Tanzprojekten. Ausgewählte Diskographie:Tony Renold Quartett: Places (Unit Records 2011); Pius Baschnagel's Latin World: Son Song (Altrisuoni 2011); Martin Lechner: Gentlemen Are Hard To Find (BHM 2011); Bucher Sommer Friedli & Aeby: Expanding (Dryrecords 2011); Bucher 5: Here And There (Unit Records 2010); Limber Lumber - Rösli Sommer Sartorius: Diapassion (Unit Records 2010); Tim Kleinert Trio: Free Passage To Now (Covariance 2010); Peter Zihlmann & TOW Orchestra: Tales Of The Old World (Unit Records 2010); Roli Frei & The Soulful Desert: Strong (Sound Service 2010); Adrian Frey Trio: No Flags (Unit Records 2010); Julian Amacker Universe: A Tea And Me (FF Records 2009); Marianne Racine Quartet: Jazz (2009); Patrick Sommer: Speechless (Rock Archive 2009); Bucher Sommer Friedli: Farb (Dryrerecords 2008); The Moondog Show: Marfa (Fazerecords 2007); Tony Renold Quartet: Timeless Flow (Universal Records 2005); Lisette Spinnler Quartet: in Between (TCB Records 2004). Seit 2012 spielt er für das Jazz Live Trio.

ANDI WETTSTEIN, dr, geboren 1978. Studierte Schlagzeug am Musicians Institute Los Angeles und an der Zürcher Hochschule der Künste. Seine rege Konzerttätigkeit führte ihn unter vielen anderen mit Franco Ambrosetti, Peter Madsen, Theo Kapiladis, Adrian Frey und Tobias Preisig zusammen. Neben der künstlerischen Tätigkeit unterrichtet er an der Musikschule Staufen. Gegenwärtige Projekte: The Murder Of Amus Ames, Mistura, Markus Bischof Trio, Ray Bourbon, Kabel, Jazz Live Trio.



Seven Things


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Es ist schon eine besondere Erfahrung, nach 15 Jahren krankheitsbedingter Zwangspause wieder mit einer Gruppe arbeiten zu können. Nach vorsichtigen Anfängen 2012/3, mein altes Jazz Live Trio mit neuen, jungen Musikern wieder zu beleben, haben wir uns dann entschlossen, zwei Bläser dazu zu holen. Mit widerstreitenden Gefühlen: denn ich liebe das Triospiel, und durch meine fast zwanzigjährige Verpflichtung, beim Schweizer Radio in der Sendereihe „Jazz Live“ Solisten aller Couleur und aus allen Weltteilen zu begleiten, kam das Triospiel immer viel zu kurz. Dann aber: Bläser bringen in eine Gruppe so viel neue Farben, Ideen und musikalische Möglichkeiten, dass man das reine Triospiel fast vergessen könnte.

Ein Höhepunkt in meiner langen musikalischen Laufbahn war natürlich, als Haustrio des Schweizer Radios SRF Weltklassemusiker wie Johnny Griffin, Art Farmer, Dexter Gordon, Lee Konitz, Slide Hampton und viele andere im Studio in der Konzertreihe „Jazz Live“ – oft dann auch ausserhalb des Radios auf Tourneen - begleiten zu dürfen. Das Label TCB hat aus unseren Radio-Konzerten ein Konzentrat von 12 CDs auf den Markt gebracht. Und es macht schon diebische Freude, zu lesen, dass einige dieser CDs internationale Auszeichnungen eingeheimst haben.

Als zweiter Höhepunkt in meiner musikalischen Laufbahn erwies sich Mitte der siebziger Jahre die Idee, unser Trio mit drei Bläsern zu ergänzen, um nun für einmal, losgelöst von der schwierigen Aufgabe, verwöhnten Bläserstars der internationalen Szene einen möglichst komfortablen „Ground“ zu liefern, unter dem Namen „Magog“ eigene Ideen und Konzepte auszuprobieren, und einer Zeit, in dem der Jazz damals in recht verschiedene Richtungen wies, den Versuch einer Synthese entgegen zu setzen. Da mag jugendlicher Übermut im Spiel gewesen sein, aber die beiden Schallplatteneinspielungen von damals, (die TCB als CDs wieder neu herausgebracht hat), zeigen doch, zusammen mit dem grossen Erfolg, der sich - für uns recht überraschend - im In- und Ausland in einer Fülle von mehr als schmeichelhaften Urteilen manifestierte, dass viel Mühe und Idealismus ihren Lohn gefunden hatten.

Heute, fast 40 Jahre später, wieder mit einer bläserbestückten Formation zu arbeiten, ist für mich ein ebenso lehrreiches wie erfüllendes Erlebnis. Meine Kollegen in unseren „Seven Things“, alle etwa unserem Alter in der Magog-Zeit entsprechend, zum Teil inzwischen honorige Hochschulprofessoren, bieten ein recht anderes Bild als wir damals. Die vielen Jazzschulen hierzulande, dazu Studienaufenthalte in den USA, die heute nahezu selbstverständlich sind - alle meine vier Kollegen haben diese Erfahrung - haben doch einen sehr viel professionelleren Musikertyp hervorgebracht gegenüber damals. Waren meine Magogiker überwiegend hochbegabte liebenswerte Chaoten, die mit mehr überschäumender Lebensfreude als Disziplin an das mühsame, wenn auch nötige Probenwerk gingen, so sind die wenigen Termine, die wir mit „Seven Things“ gebraucht haben, um meine nicht immer ganz stromlinienförmige Musik auf die Reihe zu bekommen, ein reines Vergnügen; der disziplinierten, speditiven Probenarbeit, die ich aus der klassischen Musik kenne, sehr ähnlich.

Es ist deutlich, dass die jüngeren Musiker dank der Jazzschulen heute besser auf ihre Arbeit vorbereitet als die meisten von uns damals. Sie sind professioneller als in meiner Generation die Meisten zumindest in ihren jungen Jahren waren.

Ich liebe - und kenne wohl auch etwas - die gotische Architektur. Die frühen Baumeister dieser Epoche in Frankreich waren äusserst wagemutig, schöpferisch, eigenwillig, manchmal auch zu wagemutig. Die Hochgotik kennt diese Eigenschaften kaum noch: man hat Erfahrung, Sicherheit im Umgang mit den Problemen, die Baukunst wird virtuos, elegant, zuweilen auch etwas glatt und kühl, was seinen eigenen Charme hat, aber das Schöpferische - man kann nun einmal nicht alles im Leben zugleich haben - beginnt, etwas in den Hintergrund zu treten. Eine klassizistische Phase ist erreicht.

Befindet sich der Jazz heute in einer ähnlichen Situation? Die gegenwärtigen Entwicklungen zu überblicken, ist ein zu schwieriges Unterfangen, als das ich mich auf diesem Terrain versuchen möchte. Doch unbestreitbar ist: viele jüngere Spieler suchen neue Wege im weiten Feld einer überwiegend improvisatorisch konzipierten Musik. Für die anderen, für die Mehrheit derer, die aus den Jazzschulen in den Markt drängen, haben die historischen Errungenschaften des Jazz wieder oder immer noch einen hohen Stellenwert. Sie orientieren sich an dem, was ihre Vorgänger bisher erarbeitet haben. Doch diese gut 100 Jahre beinhalten auch die Bestrebungen, die in den 60er und 70er Jahren zu verschiedenen Möglichkeiten einer „freien“, formal und rhythmisch ungebundenen Musik geführt haben. Wie erwähnt hat unsere Gruppe „Magog“ damals den Versuch unternommen, die auseinanderstrebenden Richtungen, die im Jazz dieser Jahre deutlich wurden, zusammen zu binden, eine Brücke zu bauen zwischen Tradition und Avantgarde.

Unsere „Seven Things“-Musik versucht sicher nicht, diese Zeit wieder zu beschwören. Aber für mich als Verantwortlichem für das musikalische Material unserer Gruppe ist „Magog“ doch so etwas wie ein Referenz-, ein Anhaltspunkt, um die Ergebnisse unserer damaligen Arbeit auf ihre Wertigkeit für unsere Zeit zu überprüfen. Sind wir somit Klassizisten? Ich kann diese Frage nicht beantworten. Begriffe sind überdies dehnbar. Wo ist die Grenze zwischen Jazz und Nichtjazz? Die hat wohl noch niemand befriedigend festlegen können.

Wichtig ist uns vor allem, zu etwas Eigenem zu finden, aus uns selbst heraus eine möglichst selbständige Sprache zu finden, die nicht bestehenden Mustern folgt. Das sollte eh das Ziel für jeden Jazzmusiker sein. Doch wie auch immer: Jazz ist Kunst, und Kunst ist Leben; Leben, das ständig in Bewegung ist. Wie schön, ein wenig daran teilnehmen zu können.

Unsere erste CD „Piazza Rotonda“ (TCB 33 102) erhielt in der Zeitschrift „Jazz‘N‘More“ die Höchstzahl von fünf Sternen. Eine zweite Einspielung: „Seven Things I Always Wanted To Say“ (TCB 35 402) hat im Oktober 2016 an meinem 80. Geburtstag im Zürcher „Moods“ das Licht der Welt erblickt. 2021 entstand unser drittes Album „Kings And Illusions“ (TCB 36 702), das von der „NZZ am Sonntag“ ebenfalls mit fünf Sternen ausgezeichnet wurde. Auch unser viertes Trio-Album „It’s a Foreign Language“ (TCB 36 602) hat in der gleichen Zeitung diese Bewertung erhalten. 2023 wird eine vierte Quintett-Produktion ebenso erscheinen wie eine fünfte CD des Trios.

Klaus Koenig.


DANIEL SCHENKER, tp, bekam im Alter von 10 Jahren ersten Trompetenunterricht. Er studierte Informatik an der ETH Zürich. Zugleich bildete er sich musikalisch weiter bei Bert Joris, Tom Harrell, Wynton Marsalis und Malte Burba. An der Swiss Jazz School Bern erhielt er das Berufsdiplom. Mehrmals ging er zu Studienaufenthalten nach New York. Seit 2001 tritt er regelmässig mit einem eigenen Quartett auf, das er fallweise um amerikanische Gastsolisten erweitert. Als viel gefragter Side Man in Gross- und Kleinformationen hat er bisher an mehr als 70 CD-Einspielungen teilgenommen. Er ist Dozent an der Hochschule der Künste in Zürich. Tourneen führten ihn nach Brasilien, Russland, Thailand, ebenso in näherliegende Regionen. Unter den vielen Musikern, mit denen er aufgetreten ist, seien Bill Holman, Joe Lovano, James Moody, Kirk Lightsey, Kenny Werner, George Gruntz, Daniel Schnyder und Joe Haider genannt. Zusammen mit seinem Sohn Elia entwickelte er 2020 die Gehörbildungs-App «ET - Ear Trainer».

CHRISTOPH Merki, as, hat das Klostergymnasium in Einsiedeln besucht. (Kurz vor der Matur organisierte er ein Konzert der Gruppe MAGOG im Kloster). Er studierte Geschichte an der Uni Zürich, die er mit einem Dr. phil. verliess. Gleichzeitig absolvierte er ein Altsaxofonstudium an der Musikhochschule Luzern, das er 1998 mit Auszeichnung abschloss. Seit 2001 ist er Dozent für Musikgeschichte und für Ensemblespiel an der Zürcher Hochschule der Künste, seit 2007 Professor eben da. Er ist ständiger redaktioneller Mitarbeiter im Kulturressort des Zürcher Tages-Anzeigers. Seine musikalische Ausbildung vervollständigte er in New York, insbesondere bei Dave Liebman. Er spielte mit vielen Schweizer Musikern zusammen, dokumentiert durch eine ganze Reihe von CDs. Wichtig war ihm besonders sein eigenes Projekt "Christoph Merki Music 01", das zwei CDs erbracht hat, sowie seine Mitgliedschaft in der "Jury Gagarin Band" und in der Gruppe "Magog 2".

KLAUS KOENIG, p composition, studierte am Akustischen Institut der Musikhochschule Detmold, das er 1962 mit einem Tonmeister-Diplom (mit Auszeichnung) verliess. Bis 1997 wirkte er als Aufnahmeleiter beim Schweizer Radio SRF in Zürich. Daneben erarbeitete er für die Jazz-Abteilung mehrere hundert Jazzsendungen. 1964 übertrug ihm das Radio die Verantwortung für die Begleitung von Gastsolisten für die Radio-Konzertreihe "Jazz Live". Sein "Jazz Live Trio" - wichtigste Mitarbeiter: Isla Eckinger, Peter Frei als Bassisten, Peter Schmidlin und Pierre Favre als Drummer - war bis 1982 in über 100 Direktsendungen mit Solisten aus aller Welt zu hören, darunter vielen amerikanischen Spitzenmusikern. Längere Kontakte ergaben sich mit Johnny Griffin, Lee Konitz, Sal Nistico, Franco Ambrosetti, Roman Schwaller, dem Schauspieler Gert Westphal und vielen anderen. 1973 entstand auf seine Initiative hin die international sehr erfolgreiche Gruppe "Magog". Teilnahme an etwa 30 Schallplatteneinspielungen. Musiktheoretische und musikpädagogische Arbeiten. 1998 musste er wegen Erkrankung beider Hände seine musikalische Tätigkeit einstellen. Nach langjährigen Therapien bedeutete das Jahr 2012 mit dem alt-neuen "Jazz Live Trio" und dem Quintett "Seven Things" einen Wiedereinstieg in die Musikszene.

PATRICK SOMMER, b, studierte Kontrabass und E-Bass zuerst an der Swiss Jazz School in Bern, dann in Los Angeles. Solides Time-Feel, ein breites stilistisches und instrumentales Spektrum sowie unbeirrbarer Geschmack und seine Anpassungsfähigkeit machen ihn zu einem der gefragtesten Bassisten der Schweizer Musikszene. Entsprechend gross sind sein Band-Portfolio und seine Diskographie. Er lebt in Zürich als freischaffender Musiker, betreibt eine rege Konzerttätigkeit im In- und Ausland und wirkt als Spieler und Komponist bei Theater und Tanzprojekten mit. Ein kleiner Auszug aus seiner Diskographie: Silvestrio "Rollercoaster"; BucherSommerFriedli "Expanding", "Farb" und "Thermi"; Martin Lechner "Gentelmen Are Hard To Find"; Adrian Frey Trio "No Flags"; Tony Renold Quartet "Timeless Flow" und "Places"; Marianne Racine Quartet "Jazz"; The Moondog Show "Marfa"; Patrick Sommer "Speechless"; Lisette Spinnler Quartet "In Between". Seit 2012 gehört er zum Jazz Live Trio.

ANDI WETTSTEIN, dr, studierte Schlagzeug am Musicians Institute in Los Angeles und an der Zürcher Hochschule der Künste. Eine rege Konzerttätigkeit führte ihn unter vielen anderen mit Franco Ambrosetti, Peter Madsen, Theo Kapiladis, Adrian Frey und Tobias Preisig zusammen. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit unterrichtet er an der Musikschule Staufen. Gegenwärtige Projekte: The Murder Of Amus Ames, Mistura, Markus Bischof Trio, Ray Bourbon, Kabel. Seit 2012 spielt er im Jazz Live Trio.